Digitalisieren, aber richtig!


Die Digitalisierung eröffnet Chancen, schürt aber auch Ängste. Aber was ist das eigentlich, Digitalisierung? Unternehmen begehen viele Fehler, weil sie sie falsch verstehen. Denn sie ist mehr als nur die Investition in die IT-Infrastruktur.

Die Digitalisierung ist in aller Munde. Zum Teil wird sie als Chance begriffen, zum Teil aber auch als Schreckgespenst, welches tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen wird. Vielfach wird die Digitalisierung aber fälschlicherweise immer noch auf die IT (Informationstechnologie) reduziert.

Die IT hat sich in den vergangenen 50 Jahren rasant entwickelt und dieser Veränderungsprozess wird sich in den nächsten Jahren noch exponentiell beschleunigen. In den 1970er-Jahren war die IT elitär, nur wenige konnten sie sich leisten. Ab den 1990er-Jahren wurde die IT erschwinglicher und vielfach zur Prozessautomatisierung in den Betrieben eingesetzt – es war die Zeit der ERP, CRM, Payroll usw. Das Jahr 2000 war gekennzeichnet vom Internethype mit den ersten Webshops. Ab 2010 ist die IT von drei Faktoren gekennzeichnet, wie die Universitätsprofessoren Jeanne W. Ross, Cynthia M. Beath and Martin Mocker in ihrem Buch „Designed for Digital: How to Architect Your Business for Sustained Success“ schreiben: 

  1. allgegenwärtige Daten:
    alles produziert/speichert Daten, siehe Big Data)
  2. unbegrenzte Konnektivität:
    immer und überall können diese Daten abgerufen werden, siehe Mobile first
  3. massive Rechenleistung:
    aus Daten können Informationen und aus Informationen neue Ideen generiert werden, siehe Künstliche Intelligenz

Diese technischen Möglichkeiten ebnen den Weg für neue digitale Angebote, verpackt in personalisierten Kundenerlebnissen. Neue Kundenerlebnisse ändern wiederum die Erwartungshaltung der Kunden an die Unternehmen. Eine typische Erwartungshaltung eines Kunden ist zum Beispiel: „Wieso ist die Handhabung deiner App nicht so einfach und umfassend wie bei Amazon?“.

Somit entstanden neue Businessmodelle, welche ganze Sektoren im besten Fall radikal veränderten. Man denke nur an Uber (Taxisektor) und Airbnb (Hotelsektor). Heute zeigen uns Amazon und Google, dass ihr Wissen über ihre Kunden ihr wahres Kernbusiness ist. Diese Unternehmen sind geprägt von Innovation und Agilität, sowie der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihrer Angebote um dieses Kundenwissen herum. Sie zeigen uns, dass es zur vollen Ausschöpfung der Möglichkeiten der Digitalisierung nicht nur die Technologie braucht, sondern vor allem auch eine innovationsförderende Organisationsstruktur. Traditionelle Organisationsformen, basierend auf funktionalen Silos – nach dem Prinzip Comand and Control – sind für diese Herausforderungen zu schwerfällig und somit unzureichend. Meist sind es Start-ups, welche die Anforderungen von schnellen Innovationszyklen instinktiv organisatorisch angemessen umsetzen. Bereits existierende, erfolgreiche Unternehmen müssen hingegen zwingend zuvor ihre Grundwerte, ihre Organisation, ihre Prozesse und ihre IT-Infrastruktur auf die Herausforderung der Digitalisierung vorbereiten (siehe „Selbst ist das Team“).

Um neue Kundenwünsche schnell und effizient umsetzen zu können, braucht es eine IT-Infrastruktur mit folgenden Befähigungen:

  • nahtlose End-to-End-Transaktionsverarbeitung (ohne Medienbrüche)
  • einen einzigen Datenpool (einzige Quelle der Wahrheit)
  • Transparenz über allen Transaktionen
  • optimierte und automatisierte Geschäftsprozesse.

Einige Unternehmen haben in der Anpassung ihrer existierenden IT-Infrastruktur noch Aufholbedarf (zum Beispiel bei der Integration von ERP, CRM, Payroll usw). Zudem fehlen oft standardisierte Prozesse. Oft wird die Anpassung der existierenden IT-Infrastruktur bereits als Digitalisierungsinitiative verstanden, obwohl diese Initiative eigentlich „nur“ die operative Exzellenz in den bestehenden Businessbereichen zum Ziel hat. In Anbetracht der Tatsache, dass diese Vorbereitungsphase ein langjähriger und kostspieliger Prozess ist, kann man diesen Unternehmen nur raten, so schnell wie möglich damit zu beginnen. 

Als Digitalisierungsinitiative bezeichnet man hingegen die Fähigkeit, neue Businessmodelle mit neuen Kundenerlebnissen zu definieren – dies basierend auf Daten, Konnektivität und massiver Rechenleistung. Uber, Airbnb und Amazon werden oft als Digitalisierungs-Schreckgespenst zitiert, nicht weil sie ihre bestehende Businessmodelle optimiert haben, sondern weil sie den Markt verändert und somit traditionelle Marktteilnehmer in Bedrängnis gebracht haben. Zweifelsohne ist die Digitalisierung eine Veränderung, welche zurecht als vierte industrielle Revolution bezeichnet wird. Es handelt sich um die Einleitung eines neuen Zeitalters, welches nicht für möglich gehaltene neue Möglichkeiten eröffnet und – wie jede industrielle Revolution – auch tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen mit sich bringen wird. Es liegt an uns, diese Veränderungen zum Wohle aller zu realisieren.

Veröffentlicht von Alex

Berater für Digitalisierung- und Organisationsentwicklung

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